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Leben in den Kreuzfahrerstaaten

- Bevölkerung und Sprache -

1   Lateiner

Sie waren die aus Europa gekommenen Katholiken und sprachen vor allem die französische Sprache. Erst die in den Kreuzfahrerstaaten geborenen verstanden sich vor allem als Orientalen und erlernten häufig auch die einheimischen Sprachen, vor allem Griechisch, Syrisch und Armenisch. Die kleine Bevölkerungsgruppe bildete die Oberschicht und das Bürgertum.

2   Poulains

Mit den Jahren kam es immer wieder zu Ehen zwischen Lateinern, Griechen, Syrern und Armeniern. Ihre Nachkommen nannte man Poulains, auf welche die "Europäer" jedoch herabsahen. Auch sie gehörten der Katholischen Kirche an.

3   Griechen

Sie gehörten zu den einheimischen Christen und gehörten der Orthodoxen Kirche, also dem Patriarchat von Konstantinopel, an. Ihre Sprache war das Griechische.

4   Syrer

Sie gehörten zu den einheimischen Christen und gehörten der Syrisch-Orthodoxen Kirche an. Ihre Sprache war das Syrische.

5   Armenier

Sie gehörten zu den einheimischen Christen und gehörten der Armenisch-Orthodoxen Kirche an. Ihre Sprache war das Armenische.

6   Samariter

Sie waren eine kleine einheimische Bevölkerung, welche mit etwas über 1.500 Personen angegeben wird und sich ausschließlich in Städten angesiedelt hatten.

7   Juden

Auch sie gehörten zur Einheimischen Bevölkerung und müssen einige Zeit noch unter der Zahl der Samariter gelegen haben.

8   Muslime

Bestehend aus Sunniten und Schiiten, waren sie Araber und sprachen auch Arabisch. Sie lebten ausschließlich auf dem Land.

 

- Staatsgebiet und Verwaltung -

Alle Kreuzfahrerstaaten bestanden die größte Zeit ihres Bestehens nur aus einem schmalen Landstreifen an der Meeresküste.

Wie in Europa, so hatte auch der König verschiedene Residenzen, lebte aber wohl die meiste Zeit in Akkon. Ihm unterstanden wichtige Gebiete des Königreichs Jerusalem, die Krondomäne. Die übrigen Landgebiete waren unter den Baronen als königliche Vasallen, aufgeteilt. Diese lebten zumeist in den großen Städten, war die Levante doch ein Gebiet urbaner Wirtschaftsstruktur. Die Barone selbst hatten wiederum Vasallen, zu denen auch der jeweilige Rais, dass Oberhaupt der muslimischen Glaubensgemeinschaft vor Ort, gehörte. Überhaupt galt auf dem Land die Iqta, das muslimische Feudalsystem, lebten die Feudalherren zumeist in der Stadt und hatten lediglich ein Interesse am funktionieren ihrer Güter.

Die Haute Cour, bestehend aus den Baronen und Bischöfen des Landes, wählte den König, gewährte ihm Steuern und stellte Armeen aus. Es war zugleich eine Art von Parlament, dem der König als "Primus inter pares" vorstand und das Gericht für den Adel. Für alle übrigen Lateiner gab es den Cour des Bourgeois als Gericht. Für alle anderen Einwohner galt ihre angestammt Gerichtsform.

Das Fürstentum Antiochia, die Grafschaft Tripolis und die Grafschaft Edessa waren von ihrem Aufbau dem Königreich Jerusalem identisch.

 

- Wirtschaft -

Im Gegensatz zu Europa, spielte die Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle. Der Handel in den Städten, vor allem den Hafenstädten, dominierte. Hier gab es große Handelskolonien, geordnet nach Nationen, wie z. B. der Venezianer. Diese besaßen auch ihre eigene Gerichtsbarkeit. Von hier fanden die asiatischen Güter ihren Weg nach Europa und umgekehrt.

 

- Alltagsleben -

Der Alltag der Kreuzfahrerstaaten veränderte sich mit den Jahrzehnten und glich sich zunehmend dem orientalischen Alltag an. Kleidung und Speisen, Kosmetik und Bäder hatte man von den Einheimischen übernommen. Auch war die medizinische Versorgung wesentlich besser wie in Europa. Überhaupt galt: orientalische Gelassenheit. Da fast alle "Franken", wie man die aus Europa stammenden Bewohner nannte, in den Städten lebten, war deren Leben sehr urban geprägt. Die Vielfalt an Waren und Unterhaltung, die in Europa nur in großen Städten zu finden war, war hier keine Besonderheit. Auch kannten lateinische Christen keine Leibeigenschaft. Für alle Anderen gab es zumindest keinen Militärzwang. Besonders zum Ende der Kreuzfahrerzeit bildeten die Städte einen einzigartigen Mikrokosmos. So lebten in ihnen nicht nur der König und verschiedene Barone, sondern auch verschiedene Bischöfe und ihre Domkapitel, wie auch Klöster und Menschen aus allen Teilen des Reiches, welches verloren gegangen war. Auf engstem Raum fand sich nun wieder, was vorher im ganzen Lande verteilt war. (Am offensichtlichsten wurde dies im kirchlichen Bereich, wo ein Stadtbezirk von Akkon zum Patriarchat Jerusalem wurde. Zur Verdeutlichung. Als am Ende des 20. Jahrhunderts das Erzbistum Barletta mit dem Erzbistum Trani vereinigt wurde, gab es diese Vereinigung nicht, denn es gab niemals ein Bistum Barletta. Vielmehr hatte sich der Erzbischof von Nazareth und sein Domkapitel auf italienische Besitzungen zurückgezogen und damit bis ins 20. Jahrhundert überlebt.) Es muss ein unglaubliches Gewimmel von Menschen gewesen sein.